
Bringen Radwege schnell mehr Sicherheit?
13. Juni 2025
Bis 2035 soll der Radverkehr in Deutschland verdreifacht werden. Die Annahme: damit unsichere Fahrer aufs Rad umsteigen, muss nur die nötige Fahrradinfrastruktur gebaut werden. Wie realistisch ist, dass die Sicherheit am Fahrrad durch Radwege bald verbessert werden kann?
Beginnen wir mit ein paar Kennzahlen:
- Politischer Wille: Anfang 2024 waren 11,43km Radschnellweg an Bundesstraßen in Konstruktion - und zwar Deutschlandweit (gegenüber knapp 10.000km KFZ-Straßen). Mit Wegen der Länder, Landkreise und Gemeinden kommt man auf ca 631km neue Radwege pro Jahr.
- Finanzieller Bedarf: 2021 hatten die meisten Gemeinden noch nicht genügen Eigenmittel, um die Bundesförderungen zu nutzen. 2023 wurde die Unterstützung von Radwegeprojekten außerdem halbiert.
- Lange Planungs- und Projektzeiten: Die meisten österreichischen und deutschen Bundesländer wollen das Radnetz ausbauen. Der Zeithorizont ist meistens mindestens 5 Jahre (also bis 2030), teilweise noch deutlich länger (etwa 2.000 neue Kilometer in Baden-Württemberg bis 2040!)

Mehr Radwege führen zu mehr Radverkehr, so viel ist klar. Denn viele Radfahrer fühlen sich auf der Straße aktuell zu unsicher bzw würden sich auf baulich getrennten Radwegen sicherer fühlen. Aber wie man oben sieht: Radwegebau ist langwierig, bedarf guter und gezielter Planung und außerdem finanzieller und politischer Unterstützung. Wie schwierig die Finanzierung, Planung und der politische Entscheidungsprozess oft ist, sieht man am Beispiel Berlin: aufgrund finanzieller und personeller Engpässe entstehen 2025 um 25% weniger neue Radwege als letztes Jahr.
Mindestens 7 Schritte zum neuen Radweg
Ein Poster von Hessen Mobil beantwortet die Frage “Warum dauert der Bau eines Radweges so lange?”: 7 Schritte braucht es von der Idee eines Radwegs bis zur Eröffnung (davon sind alleine 4 verschiedene Planungsschritte). Das kann sich über Jahre ziehen. Permanente Infrastrukturprojekte sind damit jedenfalls keine schnelle Lösung, um die eigene Sicherheit am Rad zu erhöhen:
Negative Paradebeispiele für langwierige und verplante Radprojekte gibt es leider einige:
18 Jahre bis zur Fertigstellung für 1,2km
1,25km Rad- und Gehweg verbinden seit 2024 zwei österreichische Gemeinden. Der Plan für den Radweg ist ein Stück früher entstanden, nämlich 2006.
20 jähriges Versprechen in Sachsen
Seit zwei Jahrzehnten soll ein Radweg entlang der B97 bei Hoyerswerda entstehen. Dieser müsste aber durch ehemaliges Bergbaugebiet führen, welches als Sperrbereich ausgewiesen wurde. Das ist auch gut so - Radfahren soll genau nicht noch gefährlicher werden, allerdings sehen sich weder Bund noch Land zuständig, eine Alternative zu erschaffen. Wann und ob die Kommune das selbst bewerkstelligen kann, bleibt offen.
Radweg mit integrierten Schikanen
Selbst wenn ein baulich verbundener - also aufgemalter - Radweg entsteht, bedeutet das nicht zwingend ein Mehr an Sicherheit. Eine Nordhessische Gemeinde hat bei der Planung des Radstreifens und der verkehrsberuhigenden Begründungsbuchten übersehen, dass ebendiese Buchten den Radweg blockieren. Radfahrer werden also vom Radweg auf die verengte Straßenstelle gezwungen.
Was soll man denn jetzt machen?
Die schnelle Lösung
Wer eine schnelle und effektive Lösung für mehr Sicherheit sucht, der muss sich unmittelbar selbst darum kümmern. Schutzkleidung wie Helme sind wichtig, aber auch, sich im Verkehr sichtbar zu machen. Solange Fahrräder und Autos noch gemischt sind, brauchst Du Blinker für verlässliche Kommunikation bei schlechter Sicht und Dämmerung, Stabilität für unebene Straßen und Radwege und eine gut sichtbare Beleuchtung auf Augenhöhe der Autofahrer.

Politisch aktiv werden
Pop-up Radwege sind eine großartige Alternative für Verkehrstests, allerdings bieten sie eben nicht die für die Sicherheit dringend notwendige, bauliche Trennung.
Bei den Kommunen aktiv zu werden und auch Vereine wie den ADFC zu stützen, kann das politische Umfeld in die Gänge bringen.
Nimm deine Sicherheit selbst in die Hand